Ab dem 8. Januar wollen unterschiedliche Gewerkschaften und Verbände die Arbeit niederlegen. Das hat Auswirkungen. FOCUS online sagt, was Verbraucher beim Reisen, Tanken und Einkaufen erwartet.
In den Streik ziehen die Mitglieder des Deutschen Bauerverbands (DBV), die Mitglieder des Bundesverbands Güterverkehr und Logistik (BGL), die Gewerkschaft der Deutschen Lokomotivführer (GDL) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) im Handel. Verbraucher müssen sich auf Einschränkungen einstellen.
Lokführer-Streik in den nächsten Tagen – besser keine Reisen planen
Streik bei der Bahn: Die GDL hatte sich in einer Urabstimmung für einen Dauerstreik ausgesprochen. Wann dieser beginnt und endet, ist noch unklar. Fest steht nur, dass ab dem 8. Januar ein vereinbarter „Weihnachtsfrieden“ zwischen der Gewerkschaft und der Deutschen Bahn endet. Möglich, dass der erste Dauerstreik der GDL in 2024 am 10. oder 11. Januar beginnt und zwischen drei und fünf Tagen anhält.
Was das für Sie bedeutet: Sobald der Streik der GDL beginnt, wären sofort alle Menschen betroffen, die dann mit der Bahn verreisen oder zur Arbeit pendeln wollen. In vielen Städten würde das S-Bahn-Netz zum Erliegen kommen. Gleichzeitig wird es in den Bussen, in U-Bahnen und Trambahnen voller. Aber auch der Verkehr auf den Straßen nimmt durch den Streik zu.
Was Sie tun können: Planen Sie eine längere Zeit für den Weg zur Arbeit ein. Klären Sie mit anderen Eltern aus der Nachbarschaft, ob sie eine kleine Fahrgruppe bilden, damit Kinder pünktlich in die Schule kommen. Beachten Sie auch, dass Sie möglicherweise nicht mit dem Zug zum Flughafen fahren können, um von dort aus in den Urlaub zu starten. Auch Taxi-Betriebe haben an Streiktagen alle Hände voll zu tun. Buchen Sie deshalb ein Taxi frühzeitig über App oder Anruf.
Bleiben Sie außerdem flexibel. Wenn Sie im Januar nicht verreisen müssen, bleiben Sie zu Hause. Wenn Sie aus beruflichen oder familiären Gründen verreisen müssen, steigen Sie auf Flugzeug, Bus oder Auto um. Mietwagen und Flüge sollten aber rechtzeitig gebucht werden. Nach der Streikankündigungen schießen die Preise in die Höhe.
Landwirte des DBV streiken ab 8. Januar – Vorsicht vor dem Misthaufen
Die Mitglieder des Deutschen Bauernverbandes wollen ab dem 8. Januar als Reaktion auf die Sparpläne der Bundesregierung streiken. Geplant ist eine Aktionswoche, die am 15. Januar in einer Großdemonstration in Berlin gipfeln soll. Was genau an den einzelnen Tage passieren wird, ist im Detail noch offen. Fest steht nur, dass der Bauernverband an seinen Protesten festhält, obwohl die Bundesregierung Nachbesserungen bei den geplanten Kürzungen angekündigt hat.
Was das für Sie bedeutet: Neben Kundgebungen in einzelnen Städten und Gemeinden, sind auch Sternfahrten geplant. Auf Zufahrten zu Autobahnen oder auf Bundesstraßen könnte es deshalb zu längeren Staus kommen. „Keine Landwirte und keine LKW bedeuten keine Versorgung. Es ist jetzt fünf nach zwölf“, sagte BGL-Präsident Dirk Engelhardt.
Gleichzeitig könnten Bauern erneut Misthaufen vor Parteibüros, an zentralen Standorten und auf Zufahrtsstraßen abwerfen. Auch durch Kundgebungen in Städten könnte der Verkehr umgeleitet werden. Gravierende Engpässe bei Fleisch, Gemüse und Obst sind unwahrscheinlich. Denn im ersten Schritt wären in erster Linie erst Großhändler und Produzenten betroffen, deren Lagerbestände können die Aktionswoche erstmal abfedern.
Was Sie tun können: Pendler, Autofahrer und Verbraucher sollten sich rechtzeitig über Umleitungen und Straßensperrungen informieren und diese nach Möglichkeit vermeiden. Weil es sich um eine Aktionswoche und keinen direkten Streik handelt, halten sich die Folgen für Verbraucher in Grenzen. Selbst wenn einzelne Landwirte die Arbeit niederlegen sollten, macht sich zunächst regional auf einzelnen Wochen- und Hofmärkten bemerkbar.
Sollten im Extremfall überhaupt keine Lebensmittel und Rohstoffe von den Landwirten in den nächsten Tagen bei den Erzeugern, Discountern und Supermärkten ankommen, müssen sich die Haushalte spätestens Ende Januar und Anfang Februar auf Engpässe einstellen. Leere Regale sind aber sehr unwahrscheinlich. „Die Versorgung ist gesichert“, versichern Händler auf Anfrage.
Ähnlich ist die Situation durch den Streik der BGL.
Spediteure streiken ebenfalls am 8. Januar – jetzt noch volltanken
Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung fordert Entlastungen bei der Maut und beim Diesel-Kraftstoff und mehr Geld für Straßen, Brücken und Parkplätze. „Das mittelständische Transportgewerbe und die Landwirtschaft rufen ab dem 8. Januar 2024 zu einer bundesweiten Aktionswoche auf. Höhepunkt ist eine Großdemo am 15. Januar 2024 mit Kundgebung um 11.30 Uhr am Brandenburger Tor”, teilt der BGL auf Anfrage von FOCUS online mit. BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt beklagt „die Erhöhung der Lkw-Maut inmitten der Krise um 83 Prozent, die Zweckentfremdung der Lkw-Maut, die doppelte CO2-Bepreisung beim Lkw und die Erhöhung des CO2-Preises beim Diesel sowie die fehlende Förderung für klimafreundlichen Straßengüterverkehr“.
Was das für Sie bedeutet: Ähnlich wie bei den Landwirten, müssen sich Haushalte in Deutschland auf Kundgebungen und Demonstrationen in einzelnen Städten und Gemeinden einstellen. Sternfahrten sind ebenfalls geplant. Dadurch könnte es auf Autobahnen zu langen Staus kommen. Die Lkws werden nämlich in Kolonnen in Großstädte fahren. Autofahrer sollten achtsam sein und langsam fahren. Lastwagen erzeugen allein wegen der Größe der Gefährte viel Aufmerksamkeit. In den Großstädten könnten Lastwagen auch Pkw-Parkplätze blockieren. Für Autofahrer kann das nervenaufreibend sein.
Was Sie tun können: Informieren Sie sich rechtzeitig über Straßensperrungen und Umleitungen und meiden Sie diese Stellen während der Aktionswoche. Autofahren wird geraten, vor dem Streik das Fahrzeug vollzutanken. Es ist nicht auszuschließen, dass durch Straßensperren und Verzögerungen auf den Straßen die Tankfahrzeuge nicht rechtzeitig an den Tankstellen eintreffen. Es könnte zu einzelnen Sprit-Engpässen kommen.
Handel kündigt einzelne Streikaktionen an – leere Regale drohen
Die Beschäftigten im deutschen Einzelhandel und Mitglieder der Gewerkschaft Verdi wollen ebenfalls im Januar die Arbeit niederlegen. Betroffen sind Geschäfte, wo Verdi das Sagen hat. Betroffen sind beispielsweise einzelne Ikea-Standorte. Dort könnten Smallland, Kundendienst oder auch Kassen nicht ausreichend besetzt sein.
Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Tarifsteigerung von insgesamt 10,24 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Zusätzlich enthielt die Offerte eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro sowie ein tarifliches Mindestentgelt.
Was das für Sie bedeutet: Seit Monaten sind die Tarifverhandlungen ergebnislos und festgefahren. Besonders bei der Warenverteilung kommt es immer wieder zu Protesten. Betroffen sind vor allem Lager und Logistik, dadurch fehlen häufig Kommissionierer und Fahrer. Verdi zufolge sind vor allem Nordrhein-Westfalen und Bayern betroffen.
Während die Zentralen von Rewe, Aldi und andere Händler zu Detailfragen schweigen, sind die Händler vor Ort auskunftsfreudiger. Die Auswirkungen des Streiks seien gravierend, es gebe große Probleme bei der Warenversorgung, sagt ein Händler, der im Großraum Dortmund mehrere Filialen betreibt. Er will aber namentlich nicht zitiert werden, weil er sonst Ärger mit seiner Regionalgesellschaft bekommen könnte.
Nach Informationen aus der Branche kommt es vor allem bei Lebensmitteln mit kurzer Haltbarkeitsdauer wie Obst, Gemüse, Fleisch und Tiefkühlwaren immer wieder zu Engpässen. Gegenüber FOCUS online bestätigen Mitarbeiter unterschiedlicher Filialen, dass es auch bei Pflegeprodukten, Reinigungsmitteln und Kosmetika zu Einschränkungen kommt. Gestreikt wird seit Monaten in unterschiedlichen Formen und je nach Bundesland in unterschiedlicher Intensität. Mal dauerten die Streiks einige Stunden, mal zogen sie sich über Tage hin.
Was Sie tun können: Verbraucher müssen länger nach bestimmten Produkten suchen. Die Folgen des Streiks sind nicht gravierend. Die Haushalte müssen deshalb auch nicht hamstern. Wie stark die Kunden betroffen sind, hängt laut Handelsexperte Jörg Funder auch vom Wohnort ab. Im ländlichen Raum und in kleineren Mittelstädten, wo es oft nur kleine und mittelgroße Filialen mit weniger Lagerfläche gibt, seien die Lücken in den Regalen oft sichtbarer.
Auch deshalb gehören leere Regale in deutschen Supermärkten zum Alltag. Die Kunden werden wohl noch länger mit Einschränkungen beim Wocheneinkauf leben müssen.
Quelle: Focus.de