Top Glove produziert ein Viertel aller Latex-Handschuhe weltweit. Nun sind ausgerechnet bei dem Hersteller des zum Schutz vor Covid-19 stark nachgefragten Produkts Tausende Corona-Fälle aufgetreten.
Beim weltweit größten Hersteller von Gummihandschuhen sind mehr als 2000 Arbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Dabei sind die Produkte des Top-Glove-Konzerns aus Malaysia im Kampf gegen die Pandemie derzeit stark nachgefragt. Die Preise für einfache Untersuchungshandschuhe waren zuletzt bereits in die Höhe geschossen, auch von Lieferengpässen war die Rede.
Diese Lage könnte sich nun verschärfen. Nach den Infektionen bei Top Glove haben die Behörden nun angekündigt, 28 Fabrikgebäude schrittweise zu schließen. Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht, doch die Nachricht vom Corona-Ausbruch bei dem Unternehmen, das in der Coronakrise Rekordgewinne einfuhr, hat die Aktien des Unternehmens bereits stark abstürzen lassen. Sie verloren mehr als 7,5 Prozent an Wert. Top Glove beherrscht nach eigenen Angaben ein Viertel des weltweiten Marktes für Latexhandschuhe.
Europa und Nordamerika sind größte Abnehmer
Eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus in Malaysia könnte sogar die Gummihandschuhproduktion weltweit gefährden. Das Land stellt nach Angaben des Branchenverbands knapp zwei Drittel aller Latexhandschuhe der Welt her. Neben Top Glove zählen Hartalega und Supermax zu den beiden anderen großen Produzenten Malaysias.
Die Zahl der Infektionsfälle bei Top Glove könnte unterdessen weiter steigen. Während 2400 Arbeiter bereits positiv auf das Virus getestet wurden, müssen dem Gesundheitsministerium Malaysias zufolge noch mehr als 5700 weitere untersucht werden. Einen starken Anstieg habe es vor allem im Umfeld der Fabriken und Schlafstätten gegeben.
Die »Los Angeles Times
« hatte im September bereits von Bedenken über die Arbeits- und Lebensbedingungen schlecht bezahlter Mitarbeiter berichtet. Die Rede war von 12-Stunden-Schichten in heißen Fabrikräumen. Die britische BBC berichtete unter Berufung auf eine NGO für Arbeitsrecht von beengten Lebensbedingungen der Arbeiter, die in überfüllten Gemeinschaftsunterkünften besonders anfällig für Infektionen seien. Die »LA Times« zitierte jedoch einen Firmensprecher, wonach das Unternehmen dem Wohlergehen der Arbeitnehmer verpflichtet sei.
Insgesamt betreibt Top Glove 47 Fabriken in Malaysia, Thailand, China und Vietnam und beschäftigt dort rund 16.000 Mitarbeiter. In 36 der Fabriken werden Handschuhe hergestellt. Europa und Nordamerika sind die größten Abnehmer der Produkte. Laut Top Glove ist die Produktion in 16 der 28 zur Schließung vorgesehenen Fabriken seit vergangenem Mittwoch bereits vorübergehend eingestellt, in den weiteren seien die Kapazitäten heruntergefahren worden. Einer Analystin zufolge könnte ein knapperes Angebot die Preise für Gummihandschuhe in die Höhe treiben.
Quelle: Spiegel Wirtschaft