Die Tanzfläche gerappelt voll, – das war einmal.
Der Spiegel fragt: Wie kann man feiern, ohne zu feiern? Im Corona-Herbst mag das Problem nebensächlich erscheinen, wie man eine Betriebs-Weihnachtsfeier organisiert – aber eine tröstliche Veranstaltung wäre gerade jetzt für viele Teams wichtig, die weit verstreut in Homeoffices vor sich hin werkeln. Und gerade jetzt geht das nicht. Oder doch? Kann es fürs Feiern, so wie fürs Arbeiten, eine dezentral-digitale Variante geben?
Julia*, 41, Teamassistentin in einer Internetagentur, erzählt: “Ich soll für 80 Leute eine Weihnachtsfeier organisieren. Bisher hatten wir immer eine große Location mit Catering, aber inzwischen wurde klar: Das können wir canceln. Wir haben über einen mobilen Glühweinstand nachgedacht, aber das Problem ist: Wenn man was trinkt, haben sich alle lieb – und halten vielleicht die Abstände nicht mehr ein.”
“Ab 29 Euro pro Person” kostet zum Beispiel ein anderthalbstündiges Speeddating mit Chaträumen, bei denen Teilnehmer einander jeweils eine Minute lang erzählen, was es Weihnachten bei ihnen zu essen gibt oder was das schönste Geschenk war – inklusive “unterhaltsamer Zusammenfassung” als Abschluss. Für 540 Euro können zehn Teilnehmer (jede weitere Person kostet 20 Euro mehr) sich von einem Gamemaster durch eine weihnachtliche Aufgabenliste führen lassen – drei Stunden lang. Manche Eventfirma bietet auch an, aus eingesandten Lied-Schnipseln ein Weihnachtsvideo zu basteln – aber wer will das gucken? Und natürlich gibt es kulinarische Angebote in Hülle und Fülle – vom Gin-Tasting-Set über das Schokoladenpaket bis zur Kaffeeverkostung.
Auch über ein “hybrides Konzept” haben Julia und ihr Team nachgedacht – manche sitzen zu Hause, manche in der Firma. “Aber ein Testlauf zeigte: Wer am Bildschirm sitzt, wird nicht beachtet. Die, die da waren, unterhielten sich auf der Couch, niemand interessierte sich für die zugeschalteten Kollegen.” Damit das nicht passiert, muss ein Format her, das auch digital möglichst unkomplizierte Gemeinschaftserlebnisse ermöglicht.
Dennis von Grudzinski, 37, Coach beim IT-Dienstleister T-Systems onsite, hat zusammen mit drei Kollegen während des Corona-Lockdowns ein digitales Sommerfest für rund 150 Leute organisiert. Auch er sagt: “Die Angebote, die von außen kamen, waren vor allem eins: teuer. Ich habe dann ein Angebot für einen Online-Escape-Room gefunden, da kostete es für fünf Leute nur zehn Euro – zack, waren die Kosten um den Faktor zehn gesenkt, und wir konnten allen noch eine feine Dinnerbox nach Hause schicken lassen. Darin waren je eine ausgefallene Limonade und ein Bier, besonderes Popcorn, Schokomandeln, Nachos und noch ein paar Sachen.”
Für eine virtuelle Feier bietet sich die klassische Zweiteilung ein: Erst ein gemeinsames Event – dann ein gemütliches Beisammensein. Online-Escape-Spiele sind etwas für Teams, die gern gemeinsam Rätsel lösen. Es geht dabei darum, Hinweise und Spuren in einem virtuellen Raum zu finden, aus dem man gemeinsam zu entkommen versucht. Angebote gibt es viele, die Preisspanne ist weit: Ein Hamburger Anbieter bietet für fünf Personen ein bis zu zweistündiges Spiel für insgesamt zehn Euro an, andere rufen für ein Escape-Game bis zu 60 Euro pro Person auf.
Eine Alternative können auch Partyspiele wie Jackbox sein: Im Spiel “Fibbage” etwa erdichtet man möglichst glaubwürdige falsche Lösungen für Lückentexte, um seine Mitspieler hereinzulegen. In “Tee K.O.” malt man T-Shirt-Motive aufs Display. Und in “Trivia Murder Party” gilt es, mörderisch schwere Quizrunden im besten Fall lebendig zu überstehen. Eine Handvoll Spiele kosten rund 25 Euro, je nach Spiel können bis zu 16 oder sogar 100 Leute mitspielen. Die meisten Spiele sind allerdings auf Englisch.