Nein, 70 Prozent Wirksamkeit heißt nicht, dass 30 Prozent krank werden
Die gute Nachricht kam am 9. November 2020: Der Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer habe ersten Ergebnissen einer großen Phase-III-Studie zufolge eine Wirksamkeit von 90 Prozent gezeigt, berichteten die Unternehmen. Nach Abschluss der Studie korrigierte das Unternehmen den Wert sogar noch auf 95 Prozent nach oben.
Kurz zuvor hatte auch die Firma Moderna die Wirksamkeit ihres Impfstoffs mit 95 Prozent beziffert. Doch dann folgte ein Dämpfer: Das Unternehmen AstraZeneca nannte mit Blick auf sein Mittel grob 70 Prozent Wirksamkeit. Expertinnen und Experten waren dennoch angetan, jeder weitere Impfstoff zähle in diesen Zeiten, argumentierten sie. Doch längst nicht alle konnten diese Argumentation nachvollziehen.
Das Missverständnis
70 Prozent Wirksamkeit gegen Covid-19 bedeute schließlich, dass von 100 Geimpften im Schnitt 70 vor der Erkrankung geschützt seien, 30 könnten erkranken, so die Sorge. Selbst wenn also alle etwa 83 Millionen Einwohner Deutschlands geimpft wären, könnten mit der Zeit immer noch 25 Millionen krank werden. Das wäre in der Tat eine sehr hohe Anzahl, allerdings stimmt die Grundannahme in der Rechnung nicht, denn nicht jeder, der sich mit Sars-CoV-2 infiziert, erkrankt auch an Covid-19. Es gibt auch asymptomatische Verläufe.
Relative Wirksamkeit
Wie wirksam genau lässt sich aus den konkreten Zahlen errechnen. Zur Vereinfachung hier zunächst ein fiktives Beispiel: Unter den Probanden in der Wirkstoffgruppe erkranken in einer Untersuchung zehn an Covid-19. In der vergleichbaren Placebogruppe sind es dagegen 100. Statistiker errechnen nun, wie viel geringer das relative Krankheitsrisiko der mit Wirkstoff Geimpften war.